Rudolf Špoták, Vendula Linková, Marian Jurečka, Lucie Valentová, Richard Brunner, Franz Löffler, Michael Matt, Bernard Bauer (v.l.) Foto: Michael Zankl
Entscheider aus Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten zum Thema „New Work“
Pilsen/Cham. Der 3. Bayerisch-Tschechische Innovationstag war auch 2022 wieder einer der größten grenzübergreifenden Kongresse zum Thema „Arbeitswelt der Zukunft – Mensch-Veränderung-Führung“, bei dem sich Entscheider aus Unternehmen und Wissenschaft über alle Aspekte der neuen Arbeitswelt austauschten.
Die Veranstalter – die IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim und das Beratungsbüro des Bezirks Oberpfalz – griffen im Rahmen des Kongresses das Thema des derzeit akuten Arbeitskräftemangels bei Unternehmen auf und beleuchten den Wandel der Arbeitswelt mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten von allen Seiten. Tatkräftige Unterstützung kam dieses Mal von der Deutsch-Tschechischen Aushandelskammer sowie der Bayerischen Repräsentanz in Prag.
Der Regierungspräsident der Oberpfalz, Walter Jonas betonte, wie wichtig es sei, mit den tschechischen Nachbarn zusammenzuarbeiten: „Auf die Fragen der Zukunft müssen wir gemeinsame Antworten finden. Da ist die Vernetzung genau die richtige Strategie. Hier leisten die Beratungsbüros der IHK Regensburg und des Bezirks Oberpfalz sehr wertvolle Arbeit.“
Die anschließende Podiumsdiskussion mit hochrangigen Gästen aus Politik und Unternehmen wurde moderiert von Lucie Valentová vom Bezirk Oberpfalz und Richard Brunner von der IHK Regensburg. Der tschechische Arbeitsminister Marian Jurečka machte deutlich, wie wichtig es sei, frühzeitig auf die Bedarfe der Unternehmen zu reagieren: „Der Zugang zur Arbeit der Zukunft führt über die Weiterbildung. Die Arbeitgeber müssen flexible Arbeitsangebote z.B. für Mütter, Vorrentner oder Menschen mit Behinderung schaffen.“
Der Regionspräsident der Region Pilsen, Rudolf Špoták, erachtete vor allem die Bildung in den MINT-Fächern als essentiell: „Wir müssen die technischen Studiengänge noch attraktiver machen.“ Er fand auch klare Worte zu den vielen staatlichen Subventionen: „Wir können nicht alle Unternehmen um jeden Preis am Leben halten. Positive Veränderungen können manchmal nur dann passieren, wenn Altes dem Neuen weicht.“
IHK-Präsident Michael Matt verwies auf die strategische Fachkräftelücke im gemeinsamen Wirtschaftsraum Oberpfalz-Pilsen, die Prognosen für das Jahr 2030 auf bayerischer Seite beziffern die Zahlen auf über 50.000 nicht besetzte Stellen. „Der künftige Bedarf der Unternehmen basiert zum Großteil auf Fachkräfte mit beruflicher Qualifizierung, also einer abgeschlossenen Berufsausbildung,“ so Matt.
Die berufliche Aus- und Weiterbildung stehe deshalb besonders im Focus. Neben den technologischen Entwicklungen gewinnt die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen enorm an Bedeutung.
Vendula Linková als Personalmanagerin bei ZF Engineering in Pilsen bestätigte, wie wichtig Flexibilität und stetige Weiterentwicklung im Arbeitsleben sind: „Wir pflegen enge Verbindungen zu Schulen und Universitäten, um eine bestmögliche Verzahnung zwischen Theorie und Praxis zu gewährleisten.“
Für Bernard Bauer, Geschäftsführer der DTIHK in Prag, bietet der Wirtschaftsraum Pilsen-Oberpfalz hervorragende Perspektiven für Fachkräfte. „Vor allem im Zukunftsfeld Mobilität hat die Region enormes Potential. Projekte wie der 5G-Korridor zwischen Regensburg und Pilsen, die neue Teststrecke von BMW in Sokolov oder die geplante Ansiedlung einer Giga-Fabrik für Batterien durch Volkswagen sollten noch stärker für die Vernetzung und Profilierung des Standorts genutzt werden,“ so Bauer.
Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in der Region Pilsen und Oberpfalz nimmt eine ähnliche Gestalt an – viele Arbeitgeber klagen über fehlende Mitarbeiter – der Markt ist leergefegt. Oft ist die Abwanderung der Leute in die Metropolen ein Grund dafür. Wie man dem entgegnen kann, wusste der Oberpfälzer Bezirkstagspräsident Franz Löffler: „Wir sind heute nur so gut, weil wir es als Grenzregion gemeinsam geschafft haben. Wir müssen weiter zusammen dafür kämpfen, dass wir hier auf dem Land als Wirtschaftsregion attraktiver sind für die Menschen, als in den Großstädten.“
Die knapp 100 Gäste aus führenden Positionen erwartete ein buntes Programm mit hochkarätigen Referenten (www.by-cz-innovationday.eu) aus Tschechien und Bayern. Abgerundet wurde der Tag durch die vielfältigen Netzwerkmöglichkeiten, organisiert von Verena Nirschl von der Europaregion Donau-Moldau (EDM).
Das Veranstalterteam will auf dem jährlich stattfindenden Innovationstag die für die Wirtschaft relevanten Trends frühzeitig in der Region Oberpfalz-Pilsen bespielen. Nach den Themen „Künstliche Intelligenz“, „Nachhaltige Innovationen“ und „Arbeitswelt der Zukunft“ in den vergangenen Jahren wird für 2023 hinter den Kulissen schon das nächste Trendthema vorbereitet – dann wieder auf der bayerischen Seite.
Homepage: www.by-cz-innovationday.eu
Ingrid Wohlrabová, Michael Zankl, Richard Brunner, Michael Matt, Franz Löffler, Marian Jurečka, Lucie, Valentová, Rudolf Špoták, Walter Jonas (v.l.) Foto: Lucie Valentová