Der Zukunft ganz nah – Technologieforum in Pilsen

Smarte Technologien und Produkte, die sehr bald Fertigungsprozesse und das alltägliche Leben verändern werden, standen im Mittelpunkt des Technologierforums zu Anwendungen in IoT und Smart Textilien am 08.11.2017 an der Westböhmischen Universität in Pilsen. Die Fachveranstaltung für Vertreter deutscher und tschechischer Unternehmen wurde vom Beratungsbüro Oberpfalz und dem Forschungsinstitut RICE (Regional Innovation Centre for Electrical engineering) organisiert.

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Prof. RNDr. Tomáš Kaiser, DSc., Prorektor für Forschung und Entwicklung der Westböhmischen Universität, und Lucie Valentová, Technologie- und Netzwerkmanagerin des Beratungsbüros Oberpfalz, eröffneten das Fachforum, zu dem 80 Teilnehmer gekommen waren. Anschließend machten Experten aus beiden Ländern in Fachvorträgen anhand von zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten für die Praxis eindrucksvoll deutlich, welche Rolle smarte Technologien in naher Zukunft in der Produktion, aber auch im Alltag der Menschen, spielen werden. Ging es in einer ersten Welle um die Vernetzung und Kommunikation von Menschen, kommen nun Maschinen und technische Geräte hinzu. Dem Smart Phone folgen also Smart Home, Smart City und Smart Production.

Dr. Andreas Baumgartner von der mCloud Systems GmbH aus Waldsassen und Ing. Radek Vozák von RVTech s.r.o. aus Letkov bei Pilsen gingen in ihren Vorträgen auf das LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) ein, das als drahtlose Kommunikationslösung speziell für IoT (Internet of Things) entwickelt wurde. Sie bietet hohe Reichweiten bei geringem Energieverbrauch und kleinen Datenraten, womit sie bspw. das Sammeln und die Übertragung von Messergebnissen von Sensoren ermöglicht. Radek Vozák schilderte anschaulich den Aufbau eines solchen Netzes in Pilsen, die Eigenentwicklung von LoRaWAN-Gateways sowie ihre Installation in Pilsen und Umgebung durch die Firma RVTech s.r.o.

Christian Schröder von der IVU Softwareentwicklung GmbH aus Burglengenfeld erläuterte den Einsatz von intelligenten Messeinrichtungen (Smart Meter) zur Verbrauchsmessung von Wasser und Wärme in Privathaushalten. Dabei ging er auch auf die gesetzlichen Regularien ein und regte eine Diskussion über die Unterschiede in Deutschland und Tschechien an.

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Bereits am Beginn der Veranstaltung hatten wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Pilsen über das breite Ausbildungsspektrum der Fakultät für Elektrotechnik und über die Kernkompetenzen des Forschungsinstitutes RICE informiert. Bei Führungen durch die hochmodern ausgestatteten Laboratorien konnten sich die Teilnehmer einen weiteren Eindruck von den Forschungsprojekten des Instituts verschaffen. Einer der Schwerpunkte liegt dabei auf gedruckter Elektronik und Smart Textilien. Gedruckte Sensoren sind vielfältig einsetzbar, kostengünstig, lassen sich auch auf 3D-Strukturen, Folien und eben Textilien anbringen, sind sehr flexibel und waschbar. Sie bieten unendliche Einsatzmöglichkeiten.

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Zwei beim Technologieforum präsentierte Anwendungsbeispiele sind ein smarter Feuerwehranzug sowie Handschuhe. Diese wurden von RICE und Partnern aus der Industrie realisiert. Bei den smarten Handschuhen SmartPro für den Einsatz bei der Brandbekämpfung handelt es sich um das weltweit erste smarte Produkt, das  auf den Markt gebracht werden konnte. Neben der Messung der Temperatur direkt auf der Oberfläche des Handschuhs kann auch die Umgebungstemperatur in bis zu 10 Metern Entfernung mithilfe eines Lasers ermittelt werden. Der smarte Feuerwehranzug „smart@fire“ liefert außer der Temperatur Informationen zur Luftfeuchtigkeit und Gasbelastung, zum Standort und Bewegung. Die Informationen werden drahtlos an die Zentrale weitergegeben, der Träger wird nur alarmiert, wenn die Situation für ihn kritisch wird. Nachdem der Feuerwehranzug europaweit in der Praxis getestet wurde, auch von Feuerwehrleuten in der Region Pilsen, konnten nun vorab 10.000 Anzüge an Feuerwehren in Belgien, Deutschland, Großbritannien und Frankreich verkauft werden. Damit steht ein langwieriges und komplexes Projekt, an dem zahlreiche Partner beteiligt waren, vor dem erfolgreichen Abschluss.

Doch auch für Hobby und Alltag bieten Smart Textilien und wearable Elektronik breite Anwendungsmöglichkeiten. Einige von ihnen stellte Ing. Milan Baxa von der APPLYCON s.r.o. aus Dobřany in der Nähe von Pilsen vor. Seine Firma, die auch an der Herstellung des Feuerwehranzuges beteiligt ist, ist eine der weltweit ersten, die die industrielle Produktion in diesem Bereich anbieten. Zu ihren Produkten gehören Jacken und Westen mit intelligenter Signalbeleuchtung, bspw. für Fahrradfahrer, Jacken und Schuhe mit Heizsystem, aber auch beheizbare Sitzkissen für Kirchen. „Es geht nicht nur darum Hochtechnologien zu entwickeln, sondern Produkte auf den Markt zu bringen, die Leben retten, Menschen helfen und ihnen den Alltag angenehmer gestalten.“, so Baxa.

Neben dem fachlichen Input der Vorträge und neuen Impulsen für die eigene Tätigkeit bat das Technologieforum den Teilnehmern Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch – über Grenzen hinweg.

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