5. Innovationskreis - Einsatz von ERP-/ME-Systemen bei Mittelständlern

Auswahl, Einführung und Optimierung von ERP- und ME-Systemen beschäftigen und bewegen den Mittelstand. Das hatte Michael Zankl, Technologie- und Netzwerkmanager beim Bezirk Oberpfalz, in zahlreichen Gesprächen mit Unternehmern in der Region festgestellt. Aus diesem Grund griff er das Thema auf und lud Führungs- und Fachkräfte am 12.09.2017 zum 5. Innovationskreis auf den Technologie Campus Cham ein. Neben Fachvorträgen bot das Netzwerktreffen Möglichkeit zum intensiven Erfahrungsaustausch über Systeme, die das Fertigungsmanagement unterstützen.

 

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung müssen auch in mittelständischen Unternehmen Produktions- und betriebswirtschaftliche Prozesse angepasst, steigende Datenmengen verarbeitet und Effizienzsteigerungen erreicht werden. Dabei kommen ERP (Enterprise Resource Planning) und MES (Manufacturing Execution System) als Datendrehscheiben bei der Planung und Steuerung eine steigende Bedeutung zu. Die Grenzen zwischen den beiden Systemen sind mittlerweile fließend. Die Frage, ob sich ERP und MES in einem Unternehmen ergänzen oder eines der beiden Systeme verwendet wird, muss individuell beantwortet werden.

Am Beginn des Innovationskreises verschaffte Zankl sich und den 16 Teilnehmern deshalb mit einer Vorstellungsrunde einen Überblick darüber, welche Systemlösungen genutzt werden, vor welchen aktuellen Herausforderungen die einzelnen Unternehmen stehen und wo sie Probleme sehen. Während in einigen Betrieben bereits seit 10 oder sogar 20 Jahren ein System verwendet und optimiert wird, befinden sich andere erst am Anfang und suchen nach einer passenden digitalen Lösung.

„Mittelständler müssen selbstkritisch beurteilen, auf welcher Stufe der Digitalisierung sie sich befinden und welche Maßnahmen sinnvoll sind“, so Dr. Hans Schultes, Geschäftsleiter der IMATECH GmbH aus Niederwinkling.  Das Beratungsunternehmen hat eine Statusumfrage zum Einsatz von ERP- und ME-Systemen im Zeitalter des digitalen Wandels durchgeführt. 186 Unternehmen aus Deutschland und Österreich beteiligten sich an der Online-Umfrage, deren Ergebnisse Schultes den Teilnehmern vorstellte. Abgefragt wurden unter anderem Anwendungsbereiche, Art der Software-Lösungen, Zufriedenheit, Probleme und Erfolgsfaktoren bei der Einführung. „Die Planungs- und Auswahlphase ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Systemintegration“, so Schultes.
Wie wichtig die Klärung der Anforderungen und eine gute Vorbereitung ist, unterstrich auch Josef Hofmann, technischer Leiter bei der RKT Rodinger Kunststoff-Technik GmbH, in seinem anschließenden Praxisbericht. Anschaulich stellte er das Auswahlverfahren und die Bewertungskriterien für ein ME-System seiner Firma dar. Dabei machte er deutlich, dass es bei aller Planung auch immer Raum für Flexibilität und pragmatische Lösungen der Mitarbeiter geben muss. RKT konnte nach der Einführung Arbeits- und Durchlaufzeiten reduzieren und damit Kosten senken.

In der anschließenden regen Diskussion wurde deutlich, was den Mittelständlern wichtig ist. Dazu gehört die Tatsache, dass Aufwand und Nutzen in einem angemessenen Verhältnis stehen müssen. Die Systeme sollten flexibel und individuell auf die Bedürfnisse der Betriebe zugeschnitten sein. Eine weitere Anforderung ist die Verlässlichkeit, dass der Anbieter der Software-Lösung das Unternehmen über Jahre zuverlässig begleiten und unterstützen kann. Neben einer klaren Zielsetzung der Verantwortlichen wurden eine gute Datenbasis, Information und Schulung der Mitarbeiter sowie die Unterstützung der Führungspersonen als Erfolgskriterien definiert.

Prof. Dr.-Ing. Josef Stettmer von der Technischen Hochschule Deggendorf stellte in seinem Vortrag zur Optimierung der Anwendung von ERP-Systemen dar, dass verbesserte Prozesse unweigerlich zu sinkenden Beständen führen, da der Produktionsfluss sichergestellt ist. Die Zukunft liegt seiner Meinung nach in der intelligenten Vernetzung von Unternehmensbereichen und Systemen, die zu einer Transparenz führt, von der schlussendlich auch der Kunde profitiert. „Dieser hat dann bald einen Online-Zugriff auf das ERP-System seines Anbieters, so Stettmer.

Anschließend ging Stefan Berlinger, Niederlassungsleiter Cham bei der Triacos Consulting & Engineering GmbH, auf die Bedeutung des Projektmanagements bei der ERP-Implementierung ein. Dabei sei nicht nur die fachliche, sondern auch die methodische Kompetenz der Führungspersonen von entscheidender Bedeutung. „Unterschätzen Sie nicht die interkulturellen Aspekte, wenn Teams oder Unternehmensteile im Ausland in den Prozess einbezogen sind.“, appellierte Berlinger. Ein Training zur Aneignung interkulturellen Wissens helfe Probleme zu vermeiden. „Und feiern Sie Erfolge. Das fördert den Zusammenhalt im Team.“

Das Netzwerktreffen endete viel später als im Programm geplant. Die Firmenvertreter nutzen auch darüber hinaus die Möglichkeit zum ungezwungenen Erfahrungsaustausch und zeigten damit, dass der Innovationskreis ein aktuelles Thema aufgegriffen hatte. Netzwerkmanager Michael Zankl lud zu weiteren interessanten Veranstaltungen ein, unter anderem zum Branchentreff am 13.10.2017 in Cham und zum 6. Innovationskreis am 07.11.2017 bei der Firma RKT in Roding.

Dritter EUREGIO EGRENSIS Infotag in MarktredwitzBayerisch-Tschechische Unternehmensbörse